Basstölpel auf Helgoland

Schon lange ziehen mich die rauen Küsten des Nordens und ihre gefiederten Bewohner magisch an. Schottland, Island, die Färöer, zuletzt Varanger: Überall dort gibt es spektakuläre Seevogelkolonien, in deren Genuss ich bereits kommen durfte. Ebenfalls gemeinsam haben diese Orte aber auch, dass sie leider nicht “eben mal so” zu erreichen sind. Anders sieht es da mit Helgoland aus, liegt es doch Luftlinie nicht einmal 50 km von meinem Heimatort entfernt.

 
 

Helgoland. Das Spektrum möglicher Assoziationen zu diesem roten Felssockel in der Nordsee ist breit. Deutschlands geschichtsträchtige Hochseeinsel ist Sehnsuchtsziel unzähliger Butterfahrer, Naturfotografen und Birder gleichermaßen, vor allem aber ein Ort der harten Kontraste. Das ist mir bei meinem Besuch Anfang Mai mal wieder sehr bewusst geworden. Wäre diese Insel eine Werbung, würde sie sich wohl irgendwo zwischen einem sonnenvergilbten Marlboro-Plakat aus den 70ern und dem neusten teuer produzierten Jack Wolfskin-Spot mit seinen auf Instagramtauglichkeit geprüften Abenteuerversprechen (#livingtheoutdoors) bewegen.

Es geht also darum, hier und da ein Auge zuzudrücken und an anderer Stelle beide besonders weit aufzumachen! Lässt man nämlich die Duty-Free-Shoppingmeilen, Fischbrötchenbuden und den „schönen“ Nachkriegscharme der Hotelblöcke hinter sich, eröffnet sich entlang der Klippen des Oberlands eine Welt, wie sie in ihrer Wildheit in Deutschland nicht mehr all zu häufig zu finden ist.

Und doch war ich schon viele Jahre nicht mehr auf Helgoland. Vor allem aber hatte ich mich bisher kaum den heimlichen Stars dieser Insel fotografisch gewidmet: den Basstölpeln. Es gibt wohl keinen Ort in Europa, der einen so einfachen und komfortablen Einblick in das Leben dieser ganz besonderen Charaktere bietet. Dementsprechend voll mit ihren Bildern sind die üblichen Kanäle und es wird immer schwieriger, hier bei der Motivfindung das Rad noch neu zu erfinden.

 
 

Das macht aber nichts. Denn mir ging es nicht darum, das nächste Wettbewerbsbild abzuliefern, sondern einfach mal wieder Spaß an der Fotografie und am Ausprobieren zu haben. Und dafür bieten Helgolands Basstölpel zum Glück auch ein Jahr nach dem heftigen Ausbruch der Vogelgrippe in der Kolonie fast unerschöpflich viele Gelegenheiten. Wettertechnisch war zudem vom Sonnenbrand bis zur herbstlichen Nebelsuppe alles dabei und letztlich bringt auch die Bilderflut im Internet vor allem eines mit sich: viel Inspriation!

 
 

Es war also alles angerichtet, um einfach mal wieder ausgiebig auf den Auslöser zu drücken und dabei ein gute Dosis dieses unvergleichlichen Gemischs aus salziger Luft und Guano zu inhalieren, von dem ich nie so richtig weiß, ob ich es nun mögen soll oder nicht. Wer den Geruch, den gleichzeitigen Lärm und das damit verbundene Seabird-Feeling kennt, wird vielleicht wissen, was ich meine… Und wer es mal erleben möchte: Es muss zum Einstieg nicht zwingend direkt Island sein!

Naturbilder gibt’s bei mir selten in schwarz-weiß – bei den ohnehin farblich eher minimalistischen Basstölpen ist es aber zu verlockend, ein paar Posen auch ganz auf Formen reduziert zu zeigen:

 
 

Auch die anderen Seevogelklassiker durften nicht fehlen. Bei Dreizehenmöwe, Trottellumme, Tordalk und Eissturmvogel sind die fotografischen Möglichkeiten auf Helgoland jedoch deutlich begrenzter als bei den Basstölpeln.

Und keine Helgolandtour ist komplett ohne einen zumindest kurzen Besuch auf der Düne. Allein für die balzenden Eiderenten hätte sich die Tour gelohnt, und auch an den Kegelrobben und Seehunden lässt sich schwer vorbeilaufen, wenn sie einmal vor einem liegen.

 
 

Ein paar Tage Inselleben haben jedenfalls schon gereicht, um nicht nur fotografisch aufgetankt ans Festland zurückzukehren. Helgoland, wir sehen uns bestimmt bald wieder!

Zurück
Zurück

Karmin

Weiter
Weiter

Neues Projekt: Sepiaves